Pressemitteilung: Arbeiten bei den Guten? Arbeitsbedingungen bei NGOsKonferenz 5.-6. Mai in Frankfurt am Main

Den Blick vom Leid in der Welt auf die eigene Situation richten: Das ist das Ziel einer Konferenz zu Arbeitsbedingungen bei NGOs, die am 5. und 6. Mai im Künsterler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt am Main stattfindet. Organisiert wird sie von Beschäftigten, für Beschäftigte.

„Nur wenn wir selbst gut arbeiten können, können wir auch andere unterstützen“, erklärt Mitorganisator Tina Herbert das zentrale Motiv der Initiative. Ob in der humanitären Hilfe, im Umweltschutz oder in der politischen Bildung: NGOs leisten einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. „Das muss mehr Anerkennung finden“, fordert Tina Herbert. 

Doch die Liste der Probleme ist lang: Arbeitsverdichtung, Befristungen, freiwillige Selbstausbeutung, Leistungsdruck, Mobbing, niedrige Löhne, Überstunden, tyrannische Chefs… . „Damit sich daran etwas ändert, ist es wichtig, sich zu treffen, auszutauschen und zu erkennen: Das alles müsste nicht so sein. Bessere Arbeitsbedingungen sind möglich, wenn wir uns organisieren und dafür kämpfen“, ist Oliver Fassing überzeugt. 

Die Konferenz will einen Raum schaffen, um gemeinsam Strategien und Lösungen zu entwicklen. Eingeladen sind alle Interessierten, die etwas verändern möchten – ob mit oder ohne Erfahrung. Die Teilnahme ist kostenfrei. Den Auftakt am Freitag bilden Impulsvorträge über erfolgreiche Arbeitskämpfe und ein lockeres Kennenlernen. Am Samstag stehen drei verschiedene Workshops und eine anschließende Diskussion auf dem Programm.

Workshop 1: Ist meine Befristung zulässig? Darf ich zu Wochenendarbeit verpflichtet werden? Was kann ich tun, wenn ich im Job diskriminiert werde? Diese und andere Fragen wird ein Workshop mit der Anwältin Lea Welsch von der Frankfurter Kanzlei geRechtsanwältinnen beantworten.

Workshop 2: Eine NGO kämpft gegen Rassismus, stellt aber fast nur Weiße ein – was könnte ein Betriebsrat daran ändern? Und was können Mitarbeitende tun, wenn sie diskriminiert werden? Darum wird es im Workshop von Manja Dimitra Kotsas, die an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zu Antidiskriminierungsarbeit promoviert, gehen.

Workshop 3: Wie können wir gemeinsam Gegenmacht aufbauen? Wie überzeuge ich meine Kollegin, zu einem Treffen der Betriebsgruppe zu kommen? Welche Ängste bestehen womöglich? Welche Tricks gibt es für erfolgreiches Organizing? Das erklärt der Gewerkschaftssekretär von ver.di, André Pollmann, in einem Workshop.

Erschreckende Erfahrungen haben die Initiator*innen auch selbst schon gemacht. „Ich habe Ärger mit meiner Chefin bekommen, weil ich am Samstagabend um 22 Uhr nicht mehr ans Diensthandy gegangen bin“, illustriert eine der Betroffen den Leistungsdruck, der in ihrem Betrieb herrscht. In einer anderen NGO, die sich für Demokratiebildung einsetzt, unterdrückte die Leitung die demokratische Mitbestimmung des Betriebsrats. Doch auch ohne Druck von oben beuten sich viele selbst aus: „Wenn woanders Menschen in Lebensgefahr sind, kann ich doch nicht einfach um 17 Uhr den Stift fallen lassen“, lautet eine übliche Rechtfertigung für die Selbstausbeutung.

Die Konferenz ist die erste dieser Art in Deutschland, nachdem die Initiative im vergangenen Oktober in Frankfurt einen ersten Erfahrungsaustausch organisiert hatte. Dort waren mehr als 50 Personen aus zehn verschiedenen NGOs aus dem ganzen Bundesgebiet zusammengekommen.

Presseanfragen an: Lukas Schneider, mail@arbeiten-bei-den-guten.wtf (wir rufen gerne auch zurück)